Was passiert mit Retouren? Wo bekommt man den Retourenschein her? Wie viel kostet eine Retoure? Retouren sind mittlerweile fester Bestandteil der Service-Mentalität im Online-Handel. In der Vergangenheit stand besonders der schnelle Versand der Ware vom Online-Händler zum Kunden im Fokus (Lieferung noch am selben Tag, Lieferung in den Abendstunden…). Laut eines Artikels der INTERNET WORLD Business konzentrieren sich die grossen „Player“ im Online-Handel mehr und mehr auf ein anderes, grosses Thema:
Durch die kundenfreundliche Gesetzgebung bei Internetbestellungen kommen Kunden in den Genuss von flexiblen und kostenlosen Rücksendungen. Und auch wenn die Option der Retoure für Kunden angenehm ist, könnten viele Kunden auf die Enttäuschung und den zusätzlichen Aufwand verzichten.
Die Deutschen schicken fast jeden sechsten bestellten Artikel wieder zurück. Im vergangenen Jahr waren das annähernd 280 Millionen Pakete.
280 Millionen Paketretouren - diese Zahl hat die Forschungsgruppe Retoourenmanagement der Universität Bamberg ermittelt. Dabei entstanden immense Kosten: Jedes der zurückgeschickten Pakete kostete den Onlinehändler rund 20 Euro. Klar, denn das retournierte Produkt muss ausgepackt, überprüft, neu verpackt und im Warensystem vermerkt werden.
Besonders im Modebereich gehört das Thema schlicht dazu. Teilweise über 50% der bestellten Ware wird retourniert.
Eine Studie der Agentur Hmmh (untersucht wurden 30 Mode-Shops) ergab, dass die Kosten für Retouren von allen Mode-Anbietern (100%) übernommen werden. Wer fürchten muss, bei Nicht-Gefallen auf den Rücksendekosten sitzen zu bleiben, bestellt im Zweifel einfach bei einem anderen Anbieter. Mode-Shops, die Kosten für den Rückversand verlangen, sind also schlicht nicht überlebensfähig. Um dennoch die Zahl der Auswahlbestellungen und damit vorprogrammierten Retouren möglicherweise zu reduzieren, gehen zum Beispiel Fashion-Bunny.de und Bonprix den umgekehrten Weg: Dort werden Kunden, die aus ihrer Bestellung keinen Artikel zurücksenden, mit einem Rabatt von 3,- Euro auf den nächsten Einkauf belohnt.
Mit der schnellen Lieferung und der Möglichkeit zur kostenlosen Rücksendung können sich Online-Anbieter mittlerweile aber nicht mehr von der Konkurrenz abheben: Beides gilt bei Mode-Anbietern als absoluter Standard. Die Online-Shops entdecken daher gerade ein neues Feld: Der Service und das Handling rund um Retouren!
Nicht alle Anbieter beispielsweise legen den Retouren-Aufkleber der Bestellung gleich bei. Bei 7% der Online-Shops müssen sich die Kunden im Retouren-Fall in ihr Kundenkonto einloggen und den Rücksendeschein sowie das Rücksende-Etikett selbst ausdrucken (z.B. Amazon, Sportscheck).
Dahinter steckt ziemlich sicher eine ausgeklügelte Kosten-Nutzen-Rechnung. Besonders bei niederpreisigen Artikeln wird sich der Kunde diesen Aufwand das eine oder andere Mal sparen – und den Artikel einfach behalten. Gerade bei sehr günstigen Artikeln aber kommt es auch vor, dass das Handling der Retoure den Anbieter mehr kostet, als er durch den Verkauf des Artikels verdient. In solchen Fällen hat sich mancher Kunde bereits über die Mitteilung gefreut: „Sie erhalten den Kaufpreis zurück. Dazu muss der Artikel nicht retourniert werden.“
Immerhin: Bei 93% aller Anbieter erleichtert der beigelegte Retourenschein die Abwicklung. Lediglich ein beigelegter Zettel muss ausgefüllt und ein bereits beiliegendes Etikett aufgeklebt werden. Zu Zeiten der mobilen Endgeräte entfällt dabei die „Hürde“ über den Drucker. Noch komfortabler gestalten Zalando und Zara den Rücksendeprozess: Die beiden waren unter den 30 getesteten Anbietern die einzigen, die wiederverschliessbare Verpackungen verwendeten. Durch zum Beispiel einen doppelten Selbstklebestreifen entfällt so auch das Hantieren mit Klebeband und Schere.
Wenn sie im Warensystem vermerkt werden. Denn bei Amazon beispielsweise werden laut Recherche von Galileo (Pro7) zu 70% ungeöffnete Neuware retourniert. Diese gehen zum Originalpreis wieder in den Verkauf. Und die anderen 30%? Produkte mit Gebrauchsspuren werden entweder günstiger weiterverkauft, gespendet, oder über einen sogenannten Retouren-Managementdienstleister "abgewickelt". Was das heisst: Hier im Video.
Alles wird weggeworfen? Was passiert mit Amazon-Retouren? | Galileo | ProSieben
Weitere Informationen zum Thema: stern.de/wirtschaft
Trotzdem gibt es mittlerweile kaum noch Online-Händler, die keine kostenlosen Retouren anbieten. Dafür ist die Konkurrenz zu stark und die Erwartungen der Kunden sind zu hoch. Deshalb muss man sich als Online-Händler mit der Tatsache beschäftigen, dass viele Bestellungen zurückkommen.
Retouren sind der Blinddarm des E-Commerce: Jeder hat sie, keiner spricht gerne darüber und manchmal tun sie den Händlern richtig weh. (Forschungsgruppe Retourenmanagement)
Verschiedene Händler haben sich Aktionen einfallen lassen, um von den Retouren zu profitieren. Beispielsweise werden Kunden, die Ihre Bestellung nicht zurückschicken mit einem Gutschein für den nächsten Einkauf belohnt. Häufig werden Retouren aber auch genutzt, um konkretes Feedback von den Kunden einzufordern. Viele Fashion-Shops laden ihre Kunden dazu ein, genaue Produktrezensionen zu geben und so anderen Kunden möglichst viele Informationen zu bieten. Grössentabellen, Kundenbewertungen und eindeutige Produktinformationen können somit hilfreiche Mittel sein, um Retouren zu verhindern. Denn der Kunde muss sich auf die gegebenen Informationen verlassen können, sonst ist die Enttäuschung gross und das Paket wird zurückgeschickt.
Einige Webshops experimentieren auch mit Virtual Reality Tools, die dem Online-Kunden eine virtuelle Anprobe ermöglichen. Die Aufnahme des VR-Trends in den Bereich des E-Commerce zeigt, wie sich die Branche für die Zukunft rüstet und sich dem Kunden anpasst.
Dabei stossen sie durchaus auf "Gegenliebe": Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos (2016) können sich 52% der befragten Deutschen gut vorstellen, dass Virtual-Reality-Anwendungen beim Einkaufen hilfreich sein können. Beim Onlineshopping finden also mehr als die Hälfte, dass 3D-Modelle noch hilfreicher sind bei der Informationssuche als Bilder.
Besonders für den B2B-Bereich ist die genaue und exakte Produktbeschreibung unerlässlich, denn hier sind die Produktempfänger meist darauf angewiesen, dass die Produkte in einen Produktionsprozess oder Ähnliches eingebunden werden. Aber auch hier müssen sich die Händler sehr darauf fokussieren, die Retouren ernst zu nehmen und ihre Zustellungs- und Lieferprozesse zu verbessern.
Auch die unsachgemässe Zustellung erhöht die Retourenquote. Oft kommt die bestellte Ware beschädigt beim Kunden an. Um das zu vermeiden, sind schützende und stabile Verpackungen unverzichtbar. Vor allem beim Aussand sind Produkte anfällig für Schäden. Die Pakete müssen deshalb vor allem für die Transportwege - und eben auch für den Rückversand!- geschützt werden. So steigen die Chancen des Onlinehändlers, die Ware unbeschädigt vom Kunden auch wieder zurückzubekommen.
Ein Beispiel für solch eine Spezialverpackung ist der umweltfreundliche Versandkarton Multiwell plus. Neben dem verstärkten Kantenschutz verleiht ihm eine extra Knautschzone mehr Sicherheit bei Stössen. Das Besondere: Dank zweier Haftklebeverschlüsse und einem Aufreissfaden lässt sich die Box besonders schnell und leicht schliessen, öffnen und wieder verschliessen – fast wie mit einem Reissverschluss – und dann in komplett intaktem Zustand wieder zurücksenden.
Jede fünfte Sendung kommt mit beschädigter Originalverpackung zurück
Neben dem Schutz eines Produkts, ist auch die Ästhetik nicht zu unterschätzen. Die sogenannte „Unboxing Experience“ ist ein wesentlicher Faktor der Kundenbindung. Öffnet der Kunde ein Paket und das bestellte Produkt ist in Seidenpapier eingehüllt, eine personalisierte Zustellungsnotiz liegt bei und das Produkt ist in einwandfreiem Zustand, hinterlässt das einen sehr guten Eindruck bei den Kunden. Und auch, wenn die Ware doch zurückgeschickt wird, so verbindet der Kunde eine angenehme Erfahrung mit dem Shop.
Allerdings gibt es auch unbeeinflussbare Gründe für Retouren. Immer mehr Kunden tätigen ihre Käufe unterwegs mit dem Smartphone oder spontan, wenn sie ein spannendes Produkt entdecken. Das Phänomen des „Mobile Commerce“ erhöht die Retourenquote. Denn: Ist der Kunde erstmal zuhause und empfängt das Produkt, besinnt er sich und stempelt die Bestellung als „Impulskauf“ ab. Also wird die Ware wieder zurückgeschickt und der Händler muss zusehen, was er mit dieser Bestellung macht.
Retouren sind ein nicht mehr wegzudenkendes Serviceelement im Online-Handel. Der richtige Umgang mit Retouren will allerdings gelernt sein. Es ist wichtig, die Retouren als Mittel der Kundenkommunikation zu sehen.
Aber auch für Händler, die Retouren als Feedback sehen und sich dem Kundenverhalten anpassen, bleiben Retouren teuer und verlangen einen logistischen Aufwand. Dieser logistische Aufwand steht vor allem wegen seiner Umweltbelastung in der Kritik. Denn nicht nur der Transport, sondern auch der entstandene Verpackungsmüll sorgen für Diskussionen. Deshalb ist es wichtig, Retouren ernst zu nehmen und die Senkung der Retourenquote als Ziel zu haben. Die Wege, die Händler und Online-Shops dabei gehen können, sind vielfältig und zukunftsorientiert. Mit den richtigen Tools kann viel erreicht werden, aber auch beim Kunden muss hierfür ein Umdenken stattfinden. Durch die proaktive Umsetzung/Kommunikation der Retourenverringerung seitens der Händler, kann auch der Kunde zu einem anderen Handeln motiviert werden.
Zalando, wieder Vorreiter, geht in Sachen bequeme Retoure sogar noch einen Schritt weiter: Momentan testet der Mode-Gigant die kostenlose Abholung der Retouren bei der vom Kunden gewünschten Adresse in ausgewählten europäischen Städten.
Und auch Dienstleister wie Paypal haben das Retouren-Thema für sich entdeckt: In mittlerweile 47 Ländern weltweit übernimmt Paypal für seine Kunden die Retourenkosten. Voraussetzung: Die Bezahlung des bestellten Artikels muss über Paypal erfolgt sein. Paypal fungiert somit als eine Art „Rückgabeversicherung“ – und sichert sich damit viele treue Nutzer. Besonders kleinere Online-Anbieter, die sich die generelle Kostenübernahme der Rücksendekosten nicht leisten können, profitieren: Paypal stellt diesen Anbietern auch Banner zur Verfügung, mit denen diese ihre Kunden auf der Webseite auf diesen Service aufmerksam machen können. Während der Service in Österreich und der Schweiz bereits angeboten wird, läuft in Deutschland derzeit noch die Testphase.
So handhabt RAJA das Thema Retouren: https://www.rajapack.ch/services/zufriedenheitsgarantie_cms_000014.html